Vor gut zwölf Monaten hab ich hier in dieser Rubrik erwähnt, dass 2014 wohl das aussichtsvollste Jahr für die Schweizer Musikszene aller Zeiten war. Das muss ich nun schon wieder revidieren. 2015 war nämlich noch mal eine Spur besser was Produktionen und Releases aus hiesigem Schaffen betrifft. Mir fallen da spontan Namen ein wie Dave Eleanor, Lapcat, Cristallin, Evelinn Trouble, Jack Pattern, Lexx, Foster, Nadine Carina, Pablo Nouvelle, Temple Of Speed, KnoR und Pacifica, um nur einige zu nennen, die alle in den vergangenen Monaten herausragende Platten mit internationaler Ausstrahlung rausgebracht haben. Und jetzt sind hier, zum Jahresende, gleich nochmals fünf (!) Vinylperlen ins Haus geflattert, die allesamt auf ein bombastisches 2016 freuen lassen.
Aber nun alles schön der Reihe nach: „Hey Ron“ von Legendary Lightness läuft bei uns auf GDS.FM schon mehr als einem Jahr in der Heavy Rotation – vor allem der feurige Kejeblos-Remix. Jetzt endlich ist die zweite Veröffentlichung auf dem clubeigenen Label der 10-jährigen Zuki auf Vinyl erhältlich (der Ripperton-Remix desselben Songs war übrigens die Katalognummer 001 von Zukunft Recordings) und zumindest für mich bereits ein Klassiker. Inzwischen liefert aber Kejeblos auch schon seinen zweiten Release auf seinem mitbetriebenen Label Phantom Island nach. Erneut mit dem ebenfalls aus dem Lichtenstein geflüchteten Momo Love bringt der Ausnahme-DJ und global vernetzte Plattensammler mit „Just Me No You“ uns den sexy Groove für gemütliche Abende nach Hause, wenns mal wieder etwas später geworden ist. Etwas ruffer, aber nicht minder lasziv, gehts dann auf der nächsten 12“ (die vorerst nur digital via Bandcamp, dann aber ab nächstem Jahr auch auf Vinyl erhältlich ist) zur Sache. Der Saalschützer und Tropical Continent Soundsystem-Mitbegründer Rolf Saxer liess sich im Sommer dazu überreden unter seinem bürgerlichen Namen ein Live-Solo-Projekt auf die Beine zu stellen. Das war eine gute Idee. Denn aus seinen Live-Sets wurden gleich auch gemasterte Aufnahmen und auf „Dust“, seinem ersten Solo-Release, donnert uns der Tausendsassa seine Liebe zur Perkussion und zum Dub in seiner aufgedrehten Version um die Ohren. Das klingt so gut, dass man vorerst nicht genug kriegt davon. Muss man ja auch nicht, denn Rolf hat mit seinem eigenen Label Hardau Records noch so einiges vor.
Die vorletzte der fünf Platten hier in dieser Review ist ebenfalls auf einem brandneuen, vielversprechenden Label erschienen: Light Of Other Days heisst das transnationale Veröffentlichungsvehikel welches Luki Lovestream, Georg Le Frère und HOVE (Round Table Knights) ins Leben gerufen haben. Als erstes legt gleich ETHIMM (Elisabeth Thimm und Brian Gimmel) mit der ersten EP, „Hello, We're ETHIMM...“ die Messlatte für die kommenden Nummern auf LOOD auf sehr hoch. Irgendwo zwischen dem Bristol-Triphop der 90er, dem Berliner Rhythm&Sound-Dub der Nuller und dann aber auch dem ewig prägenden Punkfunk der frühen 80er macht diese EP einfach nur Spass – als Zeitreise oder als Huldigung an den Neo-Dub-House, der heutzutage überall gespielt wird. Erwähnenswert ist an dieser Stelle übrigens noch die digitale Veröffentlichung „What I Left“ von Le Frère auf eben diesem Label, von dem wir in den nächsten Monaten noch so einiges an relevanten Veröffentlichungen gespannt erwarten.
Zum Schluss nun noch der regelrechte Knüller dieses Quintetts an Platten aus dem Schweizer Untergrund: Die „Places Remix“-EP von Len Sander war schon länger in Planung. Eigentlich direkt nach dem Release im Frühjahr ihres viel gefeierten Debuts „Phantom Garden“ ging die Suche los nach passenden Remixes für ihre verflochtenen, groovigen Pop-Songs. Nun ist die Zusammenstellung endlich da (vorerst auch nur digital aber sobald die Presswerke etwas Gas geben auch auf Schallplatte) und versammelt ein kleines Who's Who der Schweizer elektronischen Produzenten-Riege. Pablo Nouvelle, KnoR, Dave Eleanor, Nkelo (Wolfman) und Oilst & Ben Jarli haben alle je einem Song des Zürcher Quintetts ihren Stempel aufgedrückt. Mir hat es besonders der Remix von Pablo Nouvelle („Mendrake“) angetan. Seine Art den Blues zurück in die Housemusik zu tragen gelingt ihm hier durch die Hintertür mit Kniffs und Tricks. Mit dieser EP ist nun also Len Sander endlich voll auf dem Dancefloor angekommen, und dank den fünf ziemlich unterschiedlichen Neubearbeitungen wird egal in welchem Keller oder auf welcher Party man sich befindet einfach jeder Geschmack bedient. Das heisst also: Zupacken sobald das Vinyl in der Stadt auftaucht! Wir werden euch auf dem Laufenden halten. Natürlich auch weiterhin mit all den formidablen Releases aus der Musikmetropole Zürich und der geliebten Restschweiz. In diesem Sinne wünschen wir euch jetzt schon ein gutes neues Musikjahr.
STUDIO GDS - Die einzigartige Zürcher Radiosendungs- und Partyreihe geht in die zweite Runde. Jeden Donnerstag wird wieder zu fein selektierten Konzerten und DJ-Sets in den Freitag hineingetanzt und cocktailschlürfend Neues entdeckt. Auf der Tanzfläche im Kauz und on air auf GDS.FM
Von Honey-K.
