STUDIO GDS PRÄSENTIERT C DUNCAN - THE MIDNIGHT SUN

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Dass ich das Debutalbum „Architect“ von C Duncan verpasst habe, daran ist einmal wieder dieser verdammte Informationsüberfluss und eine nicht nachlassende Flut an Neuveröffentlichungen Schuld. Zum Glück hat die British Phonographic Industry BPI etwas besser aufgepasst und den jungen schottischen Komponisten 2015 für einen Mercury Prize nominiert (der dann aber an einen mir bis jetzt ebenfalls unbekannten Benjamin Clementine ging). Vielleicht hätte die Jury aber ja einfach auf den Nachfolger „The Midnight Sun“ warten sollen und der Preis wäre Duncan sicher gewesen. Wieso ich mich in dieser Sache so weit aus dem Fenster lehne? Weil „The Midnight Sun“ noch viel ausgereifter, eigenständiger und – ja man mag das Attribut kaum noch hören – konzeptalbumiger daher kommt. Tatsächlich ist das Album aber nach einer Episode der 60er Mystery-TV-Serie „The Twilight Zone“ benannt. Gruselig, beklemmend oder gar angsteinflössend wird es während den gut 45 Minuten aber zu keinem Zeitpunkt. Wenn düster, dann etwa so wie Airs Soundtrack zu „The Virgin Suicides“ (auf „Do I Hear?“), wenn spannungsgeladen (wie z.B. „On Course“) dann doch immer mit einer Grazilität wie Rhye oder Tropics und wenn losgelöst surreal („Other Side“) dann wohl wie eine neue Folge von David Lynchs „Twin Peaks“. Das von Duncan selbst gestaltete Cover ist ein weiterer Hinweis auf seine Auslegung des alltäglichen Horrors. Denn die Songs, die der Schotte in seinem stillen Kämmerlein aufgenommen hat sind allesamt eher dem Kitsch verfallen. So akribisch naiv wie die Illustrationen, die Duncan nebenbei (unter anderem eben auch für seine eigene Coverart) malt, muten diese Kompositionen beim ersten Mal hören nicht an, sondern eher etwas wie dahin geschmissen. Duncan ist aber halt einfach ein Meister darin, komplexe Arrangements in simpel wirkende Songs zu verpacken, hat er doch an der Royal Conservatoire of Scotland klassische Komposition studiert. Dieser fast schon himmlische, an manchen wenigen Stellen bis ins pastorale driftende Sound passt perfekt in diese Jahreszeit. Es sind mehrheitlich bedeutungsschwere Balladen, die man gerade in diesen Tagen braucht, um kalte Nächte und graue Tage zu überdauern. Für einen gemütlichen Abend mit Freunden, so als Hintergrundmusik eignet sich dieses Album aber nur beschränkt. Tracks wie „Last To Leave“ oder „Like You Do“ brauchen vollste Aufmerksamkeit, um ihren Glanz entfalten zu können. Dieser Glanz schimmert schliesslich über alle elf Songs und machen „The Midnight Sun“ noch schnell zu einem der wichtigsten Alben des Jahres. Gäbe es nicht schon andere Künstler, die einen sehr ähnlichen Weg eingeschlagen haben wie C Duncan würde man hier glatt von einem Meisterwerk sprechen. Seis drum, dieses Album gehört ab sofort und sicherlich für eine gute Weile lang in unsere Playlist! Und wie es der Zufall so will, spielt Herr Duncan übernächste Woche live in der Hafenkneipe in Zürich. Wie diese Intimität des Albums vor Publikum rüberkommt, darauf bin ich schon mal ganz gespannt.

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Von Honey-K.

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