STUDIO GDS PRÄSENTIERT CONOR OBERST - RUMINATIONS

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Lead

Nein, ein Strahlemann war Conor Oberst noch nie. Mit achtzehn suchte er nach some some tired, tranquil place where the weather won't get trapped inside my bones, mit zwanzig brauchte er all these pills to balance my brain, zwei Jahre später suchte er nach a lover I don’t have to love um dann 2005 zu realisieren, dass our freedom’s a joke. Besser man wendet sich der Spiritualität zu, dachte er sich, und veröffentlichte mit Cassadaga und The People’s Key seine letzten beiden Alben mit Bright Eyes, um danach unter seinem bürgerlichen Namen als Reisender sein Glück auf dem Highway zu suchen und im Zickzack in Richtung Licht zu schreiten. Dann wieder ordentlich angepisst und revoltierend mit seiner Band Desaparecidos unterwegs, bis er vergangenen Winter zurück in seiner Heimatstadt Omaha strandete, wo er sich daran machte, (mittlerweile entkräftete) Vergewaltigungsvorwürfe und eine gravierende, medizinische Diagnose musikalisch zu verarbeiten und zu vertonen. Der Mann kam herum und zugegeben, das Schicksal meinte es nicht immer gut mit Ihm.

Sein neuestes Album Ruminations zeigt Conor dann so nackt wie seit über einer Dekade nicht mehr. Nach Jahren des Experimentierens mit Genres von Electronica bis Punk, besinnt sich der mittlerweile Sechsunddreissigjährige wieder auf seine Folk-Wurzeln und beschränkt sich bei seinem Songwriting auf die elementaren Instrumente eines Folkbarden, Gitarre, Piano und Mundharmonika. Es klingt noch gleich gut wie damals, damals um die Jahrtausendwende, nur klingt es jetzt noch mehr nach Dylan ca. 1964. Verschroben schrill die Harmonika, gerne mal arhythmisch die Tasten klimpern und die Saiten schrammeln in einer Nonchalance, dass es eine Freude ist - zumindest für all jene, die Schönheit auch in Imperfektion erkennen können und zustimmend nicken, wenn ein anderer von Obersts Idolen, Leonard Cohen, säuselt there’s a crack in everything, that’s how the light gets in.

Das gute Stück ist alles Andere als easy listening. Zu roh und rudimentär die Instrumentalisierung, viel zu nachdenklich und traurig die Texte. Er singt wie seine Berühmtheit seine Unschuld geraubt, ihn dafür mit einer Drogensucht versehen hat, und wie er sich davor fürchtet, krankheitsbedingt in die vollständige Abhängigkeit einer geliebten Person zu fallen, needy und greedy zu werden. Über die Vergänglichkeit von Ruhm und, eine konstante in Obersts Textbuch, das zügellose Trinken.

Das Album fordert Aufmerksamkeit. Es will, dass man nicht nur hört - es fordert dass man zuhört. Wer bereit ist, nicht nur über Unreinheiten hinwegzusehen, sondern diese als definierende Elemente des Gesamtwerkes anzunehmen, der wird merken dass allzu Geschliffenes und Poliertes sowieso etwas uncanny ist.

von MJ

STUDIO GDS - Die einzigartige Zürcher Radiosendungs- und Partyreihe geht in die dritte Runde. Jeden Donnerstag wird wieder zu fein selektierten Konzerten und DJ-Sets in den Freitag hineingetanzt und cocktailschlürfend Neues entdeckt. Auf der Tanzfläche im Kauz und on air auf GDS.FM.

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Conor Oberst - Ruminations
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