Eigentlich wollte ich diese Woche an dieser Stelle die Debut-EP vom kanadischen Duo Cafe Lanai besprechen. Die Platte ist aber irgendwo beim Zoll hängen geblieben. Das Review muss also bis nächste Woche warten und ich hab mal Zeit einen kleinen Überblick über die bereits dieses Jahr erschienenen Hiphop-Alben zu verschaffen. Seit dem Ende der „Golden Age“-Ära hab ich eigentlich zunehmend das Interesse an meiner grossen Jugendliebe Hiphop verloren. Zu eintönig die Produktionen, zu ideenlos die Rhymes und noch viel belangloser das Gehabe der involvierten Rapper. Seit gut drei Jahren aber, scheint der Rap aber so was wie eine Renaissance zu erleben. Nur schon die ersten sieben Monate dieses Jahres haben bereits einige kleine Meisterwerke zu Tage gebracht: Da wäre natürlich allen voran „To Pimp A Butterfly“ von Kendrick Lamar und Donnie Trumpet & The Social Experiments „Surf“. Beide Releases sind übrigens leider noch immer nicht auf Vinyl erhältlich. Dafür gibt's endlich Action Bronsons „Mr. Wonderful“ auf meinem Lieblingsformat. Das ist Hiphop mit ganz viel Pop-Appeal ohne dabei aber irgendwelche merkwürdigen Kompromisse einzugehen. So unterschiedliche Produzenten wie Mark Ronson, The Alchemist, Party Supplies und Statik Selektah haben dem Schwergewicht Bronson Beats geliefert, die dieser umarmt wie einen Mammutbaum (und nicht erdrückt). „Baby Blue“ wird in der Endabrechnung 2015 von ganz vielen Leuten bestimmt ganz weit vorne stehen, und das nicht bloss wegen dem sensationellen Feature von Chance The Rapper. Noch viel, viel mehr Pop-Appeal hat das allerneuste Album von Snoop Dogg. Der hat sich Pharell Williams und dessen Ex-Partner Chad Hugo ins Studio geholt und dann gänzlich vergessen zu rappen. Praktisch auf allen Tracks von „Bush“ singt Snoop als wäre er mal Mitglied bei The Gap Band oder Lakeside gewesen. Neben Kollaborationen mit Gwen Stefani, Nelly, Kendrick Lamar, Rick Ross, Charlie Wilson (tatsächliches Ex-Mitglied der Gap Band) und einem gewissen Stevie Wonder haben es mir vor allem „R U A Freak“ und „I Knew That“ so sehr angetan, dass ich kaum noch einen Morgen überstehen kann ohne diese fröhlichen Sing-along-Tunes aus den Lautsprechern zu hören. Auch wenn „Bush“ kein lupenreines Hiphop-Album ist, zähle ich es trotzdem zu dem Stapel an echt beeindruckenden neuen Rap-Releases dazu. Denn da wären ja noch „The Night Took Us In Like Family“ und „Time? Astonishing!“, die beiden neuen Alben von L'Orange (das eine mit Jeremiah Jae, das andere mit Kool Keith), das vierzehnte Album von Raekwon („Fly International Luxurious Art“), „Sour Soul“ von Badbadnotgood featuring Ghostface Killah, „The Album About Nothing“ von Wale und (bitte auf der Einkaufsliste nicht vergessen!) „B4.DA.$$“ von Joey Bada$$. Der Hiphop ist also mit voller Wucht zurück: neue Talente messen sich mit alten Hasen des Geschäfts und in erster Linie macht das ganze Genre wieder so richtig Spass, ohne Fake-Attitüden und Gangster-Geprotze. Da macht mir selbst ein Drake, ein Kanye West oder die angedrohte Reunion von NWA (mit Eminem als Eazy-E!!) keine Angst. And it won't stop.. fresh for 2015, suckas!
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Von Honey-K.
