STUDIO GDS PRÄSENTIERT FUTURE ISLANDS & JOEY BADA$$

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Lead

Letzten Freitag haben Future Islands mit „The Far Field“ ihr fünftes und Joey Badass mit „ALL-AMERIKKKAN BADA$$“ sein zweites Studio Album veröffentlicht. Die beiden zu vergleichen macht keinen Sinn, dazu sind sie zu unterschiedlich, sich nur auf eines zu konzentrieren auch nicht, dafür sind sie zu mittelmässig. Aber hey, dann eben zwei mittelmässige Alben zum Preis von einem! Das passt doch zu Ostern, dem mittelmässigen Weihnachten.

ALL-AMERIKKKAN BADA$$ - grosse Worte, nicht nur weil bei Album- und Songtiteln der CapsLock drin war. „Amerikkka“ – „three K’s, two A’s“ – ist Referenz an Ice Cubes erstes Soloalbum „Amerikkka’s Most Wanted“ und gleichzeitig die zugespitzte Zweiteilung der USA: African-American gegen Ku-Klux-Klan. Joey Badass hat also offensichtlich eine Botschaft und er versteckt sie nicht, nein, er predigt sie. Dabei bleibt wenig Platz für Interpretationen und so kommt es bei „Land of the free“, sorry: “LAND OF THE FREE”, zur bürokratischen Analyse: „Donald Trump is not equipped to take this country over” – das ist als Rap-Line etwa so aufregend wie die Gebrauchsanweisung eines Toasters. Eine Anleitung braucht man für dieses Album daher ebenso wenig wie für besagtes Küchengerät. Die Message ist schon auf dem Cover: zwei ausgestreckte Mittelfinger. Zusammen mit dem Bezug auf Ice Cubes Debütalbum, der als Mitglied von N.W.A. den Gangster Rap mitbegründet hat, würde das absolut Sinn machen. Zu „Fuck tha Police“ musste auch niemand eine Abhandlung lesen, um zu verstehen, worum es geht. Aber wenn heute – fast 30 Jahre nach „Straight Outta Compton“ – Joey „Fuck Donald Trump“ schreit, ist das einfach nicht Gangster genug. Das schockiert niemanden mehr, zieht nicht einmal einen präsidialen Tweet nach sich. Die mit dem Titel selbstauferlegte Verpflichtung zum Gangster Rap erfüllt die Platte nicht. Und als Conscious Rap-Album kommt es bei Weitem nicht an J. Coles „4 Your Eyez Only“ von letztem Jahr heran, auch wenn dieser selbst als Featuring gegen Ende des Albums noch mithilft. Mit dem über-kommerziellen „Devastated“ driftet Joey komplett vom Konzept ab, falls es ein Konzept gab. Immerhin liefert „Rockabye Baby“ mit Schoolboy Q einen anständigen Beat, und auch wenn’s banal ist, wer schreit nicht gerne „Fuck Donald Trump“?

Future Islands – wer diese Band nicht kennt, hat 2014 nie ein Video von Samuel T. Herring gesehen, der als Frontmann der Band eine grandiose Show abliefert: Ein Mann mit einem riesigen Gesicht tigert in der Hocke auf der Bühne herum und schlägt sich auf die Brust. Es würde nicht verwundern, wenn irgendwann David Attenboroughs Stimme aus dem Off erklingen und er uns das einzigartige Balzverhalten des Herrings erklären würde. Mit solchen Auftritten und ihrem perfektionierten Synthie Pop-Sound konnte die Band 2014 ein grosses Publikum für sich begeistern. Und jetzt? Jetzt kommt nochmals mehr vom Selben. Das macht auch Sinn, denn wozu soll Samuel T. Herring sonst tanzen? Future Islands gehören mit ihrem neuen Album auf jeden Fall nicht zu den Bands, die meinen, sich neu erfinden zu müssen. Für jeden Fan des 80ies Synthie Pop und für alle, die neue Songs für ihre Jogging-Playlist suchen, sind das fantastische Nachrichten. Vielmehr ist es aber nicht. Zwischen „sich neu erfinden“ und „copy/paste“ wäre ja eigentlich noch viel Spielraum gewesen. So aber sind sich die beiden Singles „Ran“ und „Caves“ auf dem neuen Album zum Verwechseln ähnlich. Isoliertes Synthie-Intro, dann der Einstieg der vorantreibenden Schlagzeug-Bass-Kombo und darüber Herring, der sich die Seele aus dem Leib singt. Auch „North Star“, das sich durch die leicht weniger melancholische Stimmung von den anderen abhebt, funktioniert im Prinzip genau gleich. Für die einzelnen Songs geht dieses Raster auf, aber für ein ganzes Album ist es zu wenig.

„The Far Field“ und „All-Amerikkkan Badass“ – zwei Alben, die es nicht unter die Jahresbesten schaffen werden. Aber ein paar einzelne Songs kann man gut und gerne in seine Oster-Playlist stecken, und dann heimlich den Samuel T. Herring-Tanzstil ausprobieren oder hin und wieder „Fuck Donald Trump“ mitschreien.

by Kaiser Scheiss

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Future Islands, Joey Badass
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