Studio GDS präsentiert HOVE

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Lead

Marc, am Freitag stehst du mit HOVE als erster Live-Act im Sender, der Bar von GDS.FM, auf der Bühne. Was erwartet uns?

Ich freue mich schon riesig auf die Eröffnung des Senders. Momentan besteht mein Live-Set aus Tracks meiner beiden EPs „Journey to Arendal“ und „Portes du Soleil“ wie auch aus unveröffentlichtem Material. Ich versuche mein Set jeweils ein wenig dem Moment anzupassen und habe nicht von Vorhinein alles durchgeplant.

Du kommst aus Bern und mit dir und anderen Berner Musikschaffenden ganz viel Neues, Spannendes, gerade was die elektronische Musik anbelangt. Woran liegt das und gibt es deiner Ansicht nach wirklich so was wie eine "Berner Schule"?

Bern hatte schon immer ein sehr breites kulturelles Angebot dafür, dass es eigentlich eine ziemlich kleine Stadt ist. Ich habe lange in Plattenläden gearbeitet, bin mit der Reitschule, dem Wasserwerk und der Dampfzentrale aufgewachsen, wo man Wochenende für Wochenende top Acts sehen konnte. Solche Orte waren immer unglaublich wichtig für mich und ich bin froh, dass es ein paar davon immer noch gibt. Zudem ist die Szene recht überschaubar. Man kommt schnell in Kontakt mit den Leuten und tauscht sich aus. Ob es aber so etwas wie eine „Berner Schule“ gibt, kann ich nicht sagen.

Nun bist du trotzdem nach Zürich gezogen. Weswegen? Und: Was kann die Zürcher Musikszene von Bern lernen?

Ich bin eigentlich ziemlich spontan nach Zürich gezogen. Ich habe die Stadt schon immer gemocht und hatte vor vier Jahren die Möglichkeit ein WG-Zimmer von einem Freund zu übernehmen. Gleichzeitig habe ich auch gleich ein Studio in einer Zwischennutzung bekommen, um Musik zu machen. Das war unglaublich wichtig, denn an diesem Ort ist die Idee zu unserem Label Light of Other Days entstanden. Mittlerweile ist für mich die Musikszene in der Deutschschweiz so durchmischt, dass man nicht mehr von einer Berner, Zürcher oder Basler Szene reden kann und das ist super! Alle lernen voneinander und ich habe das Gefühl, dass sich da was Schönes zusammenbraut.

Was braut sich denn zusammen und woran stellst du das fest?

Ich stelle fest, dass die Szenen zusammenwachsen und dass viele Leute mit grosser Passion dabei sind. Das macht nicht nur mir Freude, sondern führt auch zu einem guten Austausch und einer vitalen Musikszene in der Schweiz.

Welche Rolle könnten in dieser Entwicklung des Zusammenwachsens ein unabhängiges Musikradio wie GDS.FM und dessen neue Plattform, der Sender, spielen?

GDS.FM ist eine super Plattform und das Bindeglied zwischen den Musikern, DJs und Künstlern. Christian Gamp, Adrian Hoenike und alle Involvierten machen ein super Job, der derzeit wahrscheinlich eher etwas unterschätzt ist. Je mehr gute Musik die Leute in ihrem Alltag haben, desto mehr Spass macht es als Veranstalter oder DJ zu arbeiten. In einer Zeit, wo Musik so allgegenwärtig und einfach zu haben ist, sind kuratierte Plattformen, denen Leute vertrauen, umso wichtiger. Dass es nun den Sender gibt, macht total Sinn und ist eine logische Erweiterung der Tätigkeit von GDS.FM.

Was war denn die Idee des Labels Light of Other Days und was bedeutet für euch „forward thinking, innovative sounds“, wie ihr mal eure Absicht formuliert habt?

Die Idee war ziemlich einfach. Wir waren ein paar Freunde in einer Studio Community, die alles unreleaste Tracks rumliegen hatten. Ich wollte diese Kreativität bündeln und daraus ist Light of Other Days entstanden. Für mich ist wichtig, dass die Releases einen starken persönlichen Charakter haben. Die Tracks sollen den Mensch widerspiegeln, der sie gemacht hat. "forward thinking and innovative" heisst für mich, dass man sich von allem Möglichen inspirieren lässt und der Kreativität freien Lauf lässt.

Ist es ein Ziel oder Wunsch von dir ausschliesslich von der Musik zu leben?

Ich finde es sekundär, ob man von der Musik leben kann oder nicht. Als ich als DJ viel getourt bin, habe ich davon gelebt, klar. Das war gar nicht anders möglich und hat auch unglaublich Spass gemacht. Es hat aber auch seine Schattenseiten, wenn man ausschliesslich darauf angewiesen ist jedes Wochenende rumzujetten und in Clubs abzuhängen. Meine Kreativität hat enorm darunter gelitten. Ich ziehe es mittlerweile vor nebenbei etwas zu arbeiten und mir dafür die Gigs auszusuchen, die ich spielen will.

Wenn deine Musik eine Landschaft wäre, wie würde sie aussehen?

Ich stelle mir eine weite Fläche voller waldüberwachsener Hügel vor, die umhüllt sind von Nebelschwaden....

Noch eine etwas philosophische Frage zum Schluss... Als ich dich zuletzt live erlebt habe, hat dein Set aus einer Frauenstimme, die eine Geschichte erzählt bestanden, wenig Melodie, kein Bass, kein klares Beginnen oder Enden. Wo liegt für dich der Unterschied zwischen Sound oder Klang und Musik?

In der elektronischen Musik besteht ein grosser Teil der Komposition im Tüfteln am Klang. Das eine hängt also sehr fest mit dem anderen zusammen. Ab wann das Zusammenfügen von Klängen Musik ist, ist von Fall zu Fall unterschiedlich und muss der Künstler selbst entscheiden. Für mich sind die Übergänge fliessend. Ich kann keine klaren Grenzen zwischen Klang und Musik ziehen. Wenn ich im Studio bin, versuche ich jeweils möglichst viele Klänge und Skizzen aufzunehmen ohne mir vorerst darüber den Kopf zu zerbrechen, was es genau ist. Zu einem späteren Zeitpunkt entscheide ich dann welche Skizze ich ausarbeite und welche ich in den Papierkorb werfe. Ich handle einfach aus dem Bauchgefühl heraus.

Marc Hofweber spielt als HOVE (Light of Other Days) am Freitag, 28. April 2017 als erster Live-Act auf der Bühne des Senders, der Bar von GDS.FM. Das Sender Opening findet statt vom 28.-30. April, jeweils ab 20.00 Uhr (Bar ab 18.00 Uhr) an der Kurzgasse 4 in Zürich.

GDS.FM präsentiert täglich online und an Live-Shows in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Mit abwechslungsreichen Playlists, Gästen, DJ-Sets und Konzerten. 24 Stunden am Tag. Ab Mai 2017 immer Mittwoch bis Samstag auch im Sender an der Kurzgasse 4 in Zürich. play.gds.fm

Interview: Franziska Meierhofer

 

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