Inspiriert von Lil Kim und der Riot grrrl Bewegung der 90er, erschafft Michael David Quattlebaum Jr. in 2010 sein Altar Ego Mykki Blanco. Ein rappendes Teenage Mädchen für ein Youtube Video soll dieser Charakter sein, welcher sich aber selbst zu seiner Überraschung weiterentwickelt…
In 2012 veröffentlicht er „Wavvy“ - ein konfrontativer Clubtrack der zeigt, wie mühelos sich Mykki Blanco zwischen Mann und Frau sein bewegt. Nebst Empörung und Ächtung trifft er glücklicherweise vermehrt auf Bewunderung und Akzeptanz, was ihn motiviert, weiterzumachen. Es folgen weitere Clubtracks und eine Reihe von Musikvideos, die seine Sexualität und Gender Fluidität hervorheben.
Seine Musik hat etwas Theatralisches an sich. Blanco wechselt stetig von tiefen Vocals zu schrillen, high-pitched Schreien. Von melodramatischen und aggressiven Texten zu purer Komödie, wie in „New Feelings“, wo er seine Stimme mit dem Atem Moses’ vergleicht. Das Einzige was konstant bleibt, ist dass dir jeder Track von ihm eine ordentliche Portion Bass ins Gesicht klatscht.
Nach unzähligen Mixtapes und Features folgt dann endlich sein lang erwartetes Debut Album: „Mykki“. Sein bisherig offenstes, ehrlichstes und persönlichstes Werk, in welchem er alles von seinem romantischen Leben bis hin zu seinem Outing als HIV-positiv von sich Preis gibt. In diesen 37 Minuten setzt sich Mykki mit universalen Emotionen auseinander, die für jeden von uns unbequem zu konfrontieren sind und die meisten wahrscheinlich lieber auch unterdrücken, statt sie beim Namen zu nennen.
Er startet sein Album mit „I’m In A Mood“, was laut Mykki seine musikalische comfort zone widerspiegelt. In seinem nächsten Track „Loner“ katapultiert er sich selbst aus dieser Zone und holt sich zur Unterstützung die Vocals von R&B Sängerin Jean Deaux.
„High School Never Ends“ ist der erste Track seines Debuts, welches mit einem Musikvideo veröffentlicht wird. Darin verlieben sich Mykki Blanco und ein Skin-Head, woraufhin die Familien der beiden sich gegenseitig die Köpfe einschlagen - ein Romeo und Julia spin-off so zu sagen.
In „My Nene“ spielt er mit Geschlechterrollen und braucht absichtlich keine Wörter, die alleinig einem Geschlecht zugeordnet werden können. „For The Cunts“ erinnert irgendwie an Azealia Bank’s 212. Zu guter Letzt erzählt uns Mykki in „Rock N Roll Dough“ von seiner turbulenten Vergangenheit mit seinem Sugar Daddy, der ihm in dieser Zeit finanziell auf die Sprünge verhalf, als er sich als frei schaffender Künstler durchzuschlagen versuchte.
Sein Debut hinterlässt den Eindruck, dass er seine Vergangenheit akzeptiert für was sie ist, sich nicht dafür entschuldigt und auf keinen Fall seine Zukunft davon beeinflussen lässt. Vor allem aber wirkt Mykki Blanco als Vermittler in einer Gesellschaft, die Mühe hat sich mit der Realität abzufinden, dass der Körper in dem du geboren wirst nicht das Geschlecht - oder die Sexualität mit der du dich identifizierst, vorschreiben kann.
by Alisha
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