STUDIO GDS PRÄSENTIERT NU GUINEA - THE TONY ALLEN EXPERIMENTS

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Lead

Generell gesehen bin ich ja zufrieden mit unserem Nachbarland Italien. Ehrlich gesagt hege ich schon seit meiner Kindheit so was wie eine zarte Liebe zum Bel paese. Umso mehr deprimiert mich immer wieder die Ideenlosigkeit und Innovationsresistenz der dortigen aktuellen Musikszene. Auch bei all meinen kürzlichen Besuchen in Mailand stiess ich nirgendswo auf keine keimenden Zellen oder sich entfaltende Subkulturen. Im Gegenteil. Rückwärtsgerichteter Mainstream und ein jugendlich-naiver Hiphop, für den ich wohl schon zu alt bin. Längst vergangen sind die Tage der grossen Cantori, die Blütezeit des Italodiscos und die kurze glorreiche Phase des Italohouse.

Dass das Debut-Album von Nu Guinea aus Italien kommen könnte, hätte ich mir deshalb beim ersten Anhören kaum vorstellen können. So werde ich mal wieder des besseren belehrt. Man muss zuerst einmal kapieren, was hier überhaupt abgeht: Massimo di Lena hat Originalaufnahmen vom legendären Afrobeat-Drummer Tony Allen (ehemals Mitglied der Band von Fela Kuti und u.a. Miststreiter bei verschiedenen Projekten Damon Albarns) auseinandergenommen und so fein säuberlich rekonstruiert, dass Lucio Aquilina seinen Synthiepark in voller Blüte dazu auffahren lassen kann (vom Yamaha Dx100 über den Roland Jupiter 6, Estradin 230A und Kawai Sx240 bis hin zum Korg M3 und einem Fender Rhodes Mk I). Das klingt über neun Stücke hinweg einfach nur verboten gut. Doch die beiden Neapolitaner sind alleweil auf der sicheren Seite des Gesetzes und haben mit Comet Records aus Paris die direkte Verbindung nach Afrika, respektive Tony Allen. Eric Trosset, der Label-Boss hat bereits selbst unter dem Pseudonym „Afrobeat Makers“ zwei EPs mit bearbeiteten, lizensierten Tony Allen-Beats veröffentlicht. Das Album von Nu Guinea, welches unter der Seriennummer „Afrobeat Makers Vol 3“ katalogisiert wird, ist aber viel mehr als bloss eine Trommelfetischismus-Orgie. „Open Paths“ wird durch Aquilinas subtiles Tastengefühl plötzlich zu einer Chicago-House-Nummer. „TA Storms“ ist eine total abgedrehter Cosmic-Funk-Track, der aus der allerbesten Italodiscoschmiede der Welt stammen könnte. Und das „NG Theme“ gibt den allgemeinen Takt der LP an: Jazz Funk 2016. Dieses Italien will ich gerne endlich mal wieder sehen und erleben. Dass sich dieses in Neapel direkt neben der Welt von Gomorrah verbirgt, tja das hätte ich mir nicht in den wildesten Träumen ausmalen können. In diesem Sinne: Nicht nur die Politik, die Gemütslage, die Fussball-Nationalmannschaft, nein auch wieder ganz spezielle Musik Italiens ist überraschend unberechenbar. Wie z.B. „The Tony Allen Experiments“ von Nu Guinea.

GDS.FM präsentiert täglich online und an LIVE-Shows in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Mit abwechslungsreichen Playlists, Gästen, DJ-Sets und Konzerten. 24 Stunden am Tag. play.gds.fm

Von Honey-K.

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