Schon seit ihrem Erstling 2011 auf Gilles Petersons Imprint Brownswood Recordings fällt diese äusserst merkwürdige britische Retro-Afrofunk-Combo namens Owiny Sigoma Band sehr erfrischend auf. Jetzt, mit dem Drittling „Nyanza“ (benannt nach der Provinz in Kenya, in der das Album eingespielt wurde) kommt wohl niemand mehr drum herum, sich mit der Musik der sechs Musiker rund um die drei Masterminds Jesse und Louis Hackett sowie Tom Skinner auseinanderzusetzen. Unser befreundeter DJ, Plattensammler und Liebhaber subtropischer Klänge, Kejeblos, findet die Platte auf alle Fälle „sehr gut“ (was in seinem Vokabular so viel wie „sensationell“ bedeutet). Das soll ja schon mal was heissen, hat er selbst ja gerade mit „Just Me No You“ ein weiteres Zuckerstück auf Phantom Island abgeliefert (mehr dazu in einer nächsten Review in dieser Rubrik). Zudem ist er auch so was wie die Zürcher Instanz für alles, was nach Afrika klingt und gleichzeitig extrem im Hier und Jetzt beheimatet ist. Und das ist genau das, was die Owiny Sigoma Band auf diesen zwölf Tracks so eindrucksvoll hinkriegt. Da schwingt zwischendurch traditionell angehauchte afrikanische Musik durch („Ojoni Wopio“), die aber stets wieder in einen britischen, leicht ravigen Kontext getragen wird („Nairobi (Too Hot)“). Für die Aufnahmen haben sich die Musiker in Nyanza unter den dort ansässigen Luos eingenistet und mit verschiedensten Gastmusikern ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das jegliche Grenzen und Genres sprengt. „Changaa Attack“ ist zum Beispiel ein verdubbter Club-Track, der leider viel zu kurz zum Tanzen einlädt. „Jah Mic“ mischt den UK-Pirate-Radiosound mit den rauen Rhythmen aus der Savanna und bewegt sich so an vorderster Front modernen Soundarchitektur. Eigentlich müssten also die Herren Caribou, Four Tet oder Herbert nach dem Anhören von „Nyanza“ schwerst beeindruckt sein. Das was zum Beispiel Hot Chip oder all die anderen Acts mit selbst zugesprochenen Afrika-Einflüssen immer wieder von Neuem versuchen, gelingt dem Quintett aus London praktisch nahtlos. Das ist nicht Afrika nachgemacht, das ist Afrika gelebt. Der eingängigste Song des Albums, „I Made You / You Made You“, passt also perfekt in unsere Heavy Rotation und soll euch allen da draussen ganz viel Appetit machen auf dieses wirklich sehr, sehr aussergewöhnliche Album. Enjoy!
STUDIO GDS - Die einzigartige Zürcher Radiosendungs- und Partyreihe geht in die zweite Runde. Jeden Donnerstag wird wieder zu fein selektierten Konzerten und DJ-Sets in den Freitag hineingetanzt und cocktailschlürfend Neues entdeckt. Auf der Tanzfläche im Kauz und on air auf GDS.FM.
Von Honey-K.
