“Und Gott sprach: Es werde GarageBand! Und es ward GarageBand. Und Gott sah, dass GarageBand gut war. Da schied Gott den Klang von der Stille und nannte den Klang Musik und die Stille Aargau. Da ward aus GarageBand mannigfaltige Musik, veröffentlicht auch von jenen, die zu pleite waren um sich einen Studiobesuch zu leisten” (1.Mose 1,1-2,25)”
Hinlänglich bekannt befasst sich eine der wichtigsten Bibelstellen überhaupt mit GarageBand und dessen emanzipierender Wirkung auf das zeitgenössische Musikuniversum. Und das nicht zu Unrecht: Entfesselt von den Ketten der fiesen Fettsäcke, die lange in Abwägung von Vermarktungspotentialen entschieden hatten, wer denn würdig sei sein Schaffen auf Platte zu pressen und wer nicht, darf heute jeder noch so brotlose Ministrant, der mit einem kleinen bisschen Technikaffinität gesegnet ist, seine Psalmgesänge mithilfe von GarageBand aufnehmen und sein Glück im ewigen Reich, manche nennen es “Internet”, versuchen. Fragt mal Lukas, er berichtet von Erzählungen über eine Prophetin des Namens Grimes, die anno 2012 n. Chr. mit ihrem vollständig auf GarageBand produzierten Album Visions die Grundfesten des Himmels erzittern liess und heute einen fast götzenhaften Status geniesst. Fragt aber auch mich. Ich singe euch von Patchwork Guilt, dem Projekt der jungen Phoenix Mundy aus Bristol, die neben Radiohead und Pink Floyd die besagte Apple Software als einen der Hauptgründe dafür nennt, dass sie überhaupt selbst Musik macht: “In terms of influences, I'd actually have to cite GarageBand as being a huge motivation for actually making music in the first place“, schreibt sie mir und fügt an: “I played around with it a lot when I was a kid and just fell in love with the whole idea of production and became really absorbed with the fine-tunings and close-up details”.
Die Präzision, Hingabe und Liebe zum Detail würde sogar der Taubstumme in Markus 7,31-37 hören und dann laut jauchzen, da bin ich mir ganz sicher. Darum kommet und höret, Dreaming on the Internet ist ein holdes Stück.
Da liess Gott der Herr einen tiefen Schlaf fallen auf die Musik, und sie schlief ein. Und er nahm seiner Effektpedale Nachhall und schloss die Stätte zu mit Psychedelik. Und Gott der Herr baute ein Album aus Vocal Reverb, Overdrive und Melancholie und brachte es zum Menschen. (1. Mose, 2, 21-22)
Meine persönlichen Lieblingspassagen drehen sich ja oft um Reverb. 1. Mose 2, 21-22, eignen sich aber sicher am besten um Patchwork Guilts zweites Album adäquat zu beschreiben, enthalten sie doch alle Elemente, die dem gebotenen, schüchternen Lo-Fi Pop den entscheidenden, magischen Anstrich verpassen und Dreaming on the Internet zu einem bedrückenden und gleichzeitig liebenswerten Album machen. Wir hören Gitarren-Overdubs mal schummrig verträumt in bester Neunziger-Tradition, dann sanft und verspielt, dann alles mit- und übereinander. Es berieseln uns schlichte Pianostellen, gefolgt von frechen Synths und begleitet von simplen Drums, immer geführt von Mundys unwiderstehlicher Stimme, die den Spagat zwischen Eingängigkeit und Klischee mit Bravor meistert. Wer nach den Hits fragt, der soll Boot Printing Press oder Churn and Bloom kosten, wohingegen Freunden der Sechziger Weird Seaweed People ans Herz gelegt sei. Modern downtempo und eher experimentell tönt’s bei Fall, aber ganz ehrlich, jedes Stück dieses facettenreichen Albums fesselt auf seine eigene Art und Weise.
Es ist mir darum gottverdammi wirklich ein Rätsel, warum die bekanntlicherweise hyperaktive, britische Hype-Machine nicht schon lange knarzt und dampft und sich noch kein fieser Fettsack finden liess, der die Platte pressen lassen wollte. Heil darum dir, ewig Internet, für das digitale Release.
Übrigens: Obwohl die Adventszeit schon länger vorbei ist, habe ich Geschenke mitgebracht! Und zwar drei Download Codes für das Album, einzulösen auf Bandcamp (de schneller isch de gschwinder!).
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STUDIO GDS - Die einzigartige Zürcher Radiosendungs- und Partyreihe geht in die zweite Runde. Jeden Donnerstag wird wieder zu fein selektierten Konzerten und DJ-Sets in den Freitag hineingetanzt und cocktailschlürfend Neues entdeckt. Auf der Tanzfläche im Kauz und on air auf GDS.FM.
Von MJ, Paris.
