Letztens habe ich wieder einmal einen Nachtspaziergang durch die Internetlandschaft gemacht. Glücklicherweise bin ich früh genug auf die Idee gekommen Youtube zu verlassen und bei Bandcamp reinzuschauen. Die Absicht war klar: Neue Musik muss her! Während meiner Suche stiess ich zufälligerweise auf die hauseigene Sendung Bandcamp Weekly, welche mich wiederrum zu diesem jungen Mann auf dem Cover führte. Als ich dann in der Sendung die ersten Takte vom Lied «These Fruits, These Vegetables» erklingen hörte, war mir sofort klar, dass an diesem Producer aus Woodstock, New York namens Photay, definitiv etwas sehr spannendes dran ist. Seine Klänge sind vertraut und doch unbekannt, groovig und zugleich unregelmässige Beats, überdreht und verträumt. Gegensätze und Brüche.
Mein Appetit war geweckt und mein Instinkt täuschte sich nicht. Das eine Lied war lediglich die Spitze des Eisbergs. Evan Shornstein, liefert auf seinem Debut-Album ein wahres Feuerwerk des Eklektizismus. Mit lediglich 40 Minuten fällt die Dauer des Hörvergnügens zwar eher kurz aus, dafür führen die neun Lieder auf dem Album, den Hörer auf eine Reise durch abstrakte, stereoskopische Welten aus Zuckerwatte. Ein besserer Ausdruck fällt mir dafür leider nicht ein.
Nach dem angenehm sphärischen Intro «Detox», lässt Photay die Bombe mit «Reconstruct feat. Seafloor» gleich beim zweiten Track platzen. Reconstruct ist eine echte Tanznummer. Etwas Disco, etwas Hip Hop, eine Falsettstimme, Pop-Elemente und dicke Bässe. Photay liebt es Grenzen auszuloten und macht dabei einen gefährlichen Spagat zwischen progressiven Beatstrukturen und kitschigen Pop-Melodien.
Neben «Reconstruct», heben sich besonders auch die Lieder «No Sass» und «Chrome (Bonus)» ab. Alles in allem kann ich von mir behaupten, dass ich lange nicht mehr so Spass an einer Platte hatte, wie an dieser. Es geht hier nicht um Perfektion oder den perfekten Sound. Bei Photay merkt man, dass er seiner Kreativität unbekümmert freien Lauf gelassen hat und schlichtweg Freude am Experimentieren hat. Dieser Groove kommt beim Zuhören definitiv rüber und macht Spass!
Falls ihr nach Photay noch nicht genug habt, empfehle ich euch die Bandcampseite seines Labels Astro Nautico anzusehen. Dort gibt’s noch mehr zum entdecken.
GDS.FM präsentiert jeden Donnerstag ab 21.00 live im Kauz in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Bei abwechslungsreichen Gästen, DJ-Sets und Konzerten, dreht sich bestimmt nicht nur des Kauzes Kopf um 270°.
Von Ausderhood.
