Mit Releases aus dem gerade begonnenen Jahr müssen wir saisongemäss noch etwas zuwarten. Aber auch Ende 2014 sind noch Platten rausgekommen, die nicht unter unserem Radar durchschlüpfen dürfen. Zum Beispiel D'Angelo's Meisterwerk „Black Messiah“. Und das Debut des Baltimore-Duos Silk Rhodes auf dem Qualitätslabel Stones Throw aus San Francisco. Der Sänger Sasha Winn und der Produzent Michael Collins haben sich auf einer Showcase-Tour des Labels kennengelernt und irgendwann begonnen gemeinsam Musik aufzunehmen – nicht in einem Studio, sondern immer unterwegs in Winns 97er Honda CVR. „Silk Rhodes“ ist aber alles andere als der typische Roadmovie-Soundtrack. „The System“, „Personal Use“ oder die Vorab-Single „Face 2 Face“ sind allesamt Funkminiaturen irgendwo zwischen Damn Funk, The Stepkids oder The Internet; jedoch mit viel mehr Soul und einem Überschwang an ironiefreien Gefühlen. Eben halt eher Musik für ins Schlafzimmer als auf der Strasse. Auf „Hold Me Down“ singt Winn für einmal ohne die sonst omnipräsente kinky-sexy Falsetto-Stimme und sorgt dafür, dass man am liebsten nie mehr unter der warmen Bettdecke hervorkriechen will. „Barely New“ heisst wohl vom Titel her auch so weil es aus der Feder von Andre 3000 (zu „A Love Below“-Zeiten) stammen könnte; was ja nie eine schlechte Fingerübung ist, die Silk Rhodes hiermit meisterlich absolviert. Dass selbst Erinnerungen an D'Angelo wach werden, hat nichts mit der Gleichzeitigkeit der Release-Daten zu tun, sondern ist ein weiteres Gütesiegel. Um sich noch weiteren Referenzen zu bedienen: Das Zweioktaven-Orgelstück „Pains“ schleicht im Groove von Booker T. & The MG's um die Ecke mit einer Snare, die von Questlove gehauen sein könnte und Harmonien, die selbst einen Brian Wilson von The Beach Boys beeindrucken würden. „This Painted World“ will eigentlich eine opulent angerichtete Ballade im Stil von The Delfonics oder Isaac Hayes sein, reiht sich aber streicherlos in die Reihe der instrumental minimalistisch gehaltenen Kleinjuwelen (die meisten Songs sind weniger als 23 Minuten lang) ein. Ist dies alles gewollte Zurückhaltung oder erzwungene Einschränkung mangels finanziellen Mitteln? Vielleicht macht aber gerade dieser beim Hören entstehende Zwiespalt den Charme dieser Platte aus. Einzig die vielen Skits und Intros wirken im heutigen Zeitalter etwas überholt und gar nervig. Denn wer ausser Chrigi G. us Z. hört denn heute noch ein Album von Anfang bis Ende an einem Stück durch? Das ist schlicht und einfach Musik für moderne, unverbesserliche Nostalgiker. Und das sind wir alle doch gerne irgendwie.
GDS.FM präsentiert jeden Donnerstag ab 21.00 live im Kauz in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Bei abwechslungsreichen Gästen, DJ-Sets und Konzerten, dreht sich bestimmt nicht nur des Kauzes Kopf um 270°.
Von Honey-K.
