Irgendwann ist man wohl zu alt für Schweizer Rap. Nicht, dass ich nicht grössten Respekt MCs wie Mimiks aus Luzern oder dem St. Galler-Trio Jas Crew zolle. Aber deren Musik und Texte sprechen eine andere Generation an als die meinige. Die Core-Members von Temple of Speed (mal abgesehen vom etwas jüngeren Skor) gehen auch alle schon auf die 40 zu (von welcher Richtungen auch immer) und sprechen deshalb von Dingen, die einerseits etwas erwachsener daher kommen, andererseits auch fast schon was von einer Mid-Life-Crisis haben. In dieser Liga spielt das Kollektiv, das dem Konzept, für jedes weitere Volumen einen weiteren Rapper dazu zu holen treu bleibt (diesmal mit der Luzerner Legende Capo Cris), fast schon konkurrenzlos. Die zehn Songs auf „Volume 6“ (alle ohne Titel!) sind nicht einfach CH-Hiphop sondern Schweizer Zeitgeschichte. Jeder einzelne Track erzählt auf intelligente und oft auch auf zynische Art und Weise Alltagsgeschichten aus dem Leben von Ewigjugendlichen. Der Closing Track („Track 10“) nimmt dann auch irgendwie Abschied von Rap als Jugendkultur. Oder auf „Track 5“ („Ich wär so megagern din Fan“) rechnen EKR & Co gnadenlos mit dem nationalen Hiphop-Pseudogangster-Nachwuchs ab. Das Alter macht halt doch weiser, nicht aber milder. Erstaunlich auch, dass sechs so unterschiedliche Rapper über ein ganzes Album hinweg eine kreative Einheit bilden und alles andere als ein Feature-Festival feiern. Die Schweizer Rapszene wirds wohl kaum kümmern, aber für mich sollte Musik ziemlich genau so klingen, die 2015 aus der und für die Schweiz gemacht wird.
GDS.FM präsentiert jeden Donnerstag ab 21.00 live im Kauz in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Bei abwechslungsreichen Gästen, DJ-Sets und Konzerten, dreht sich bestimmt nicht nur des Kauzes Kopf um 270°.
Von Honey-K..
