Die fünfköpfige, australische Band Tora ist seit Anfang April on Tour und liess sich letzte Woche mit ihrem Campervan glücklicherweise auch in Zürich vor der Hafenkneipe nieder, wo sie eine magische Show hinzauberte. Die Band besteht aus Tobias Tsounis (Vocals/Synth), Jo Loewenthal (Vocals/Guitar/Samples), Jai Piccone (Vocals/Guitar), Thorne Davis (Drums) und Shaun Johnston (Bass), der übrigens zur Hälfte Schweizer Blut in seinen Adern hat. Geschätzt hätte ich sie alle Anfang zwanzig. Als sie sich nach dem Konzert draussen ein wohlverdientes Bier gönnten und ich die Chance packte, sie mit meinen Fragen zu durchlöchern, stand ich schliesslich ziemlich verdutzt da, als sich herausstellte, dass Jai mit seinen 17 Jahren das jüngste Bandmitglied ausmacht. Gemeinsame Musik macht das Quintett erst seit Mai 2013 und brachte bereits ein halbes Jahr später ihr Debut EP „Calming Her“ heraus, das vor allem in den USA und in Kanada grosses Interesse erweckte. Ihr erster Hit „Jaigantic“ hat eine Millionen Plays bei Soundcloud und auch weitere Releases erreichten über eine Vielzahl von Channels auf grosse Aufmerksamkeit.
Die Band scheint sich ziemlich wohl bei uns zu fühlen, denn schon nach wenigen Minuten schmeisst Jo, der Lead-Sänger seine Schuhe in die Ecke, was mich sofort an die gelassenen beachy, Byron Bay vibes erinnert, welche die fünf Jungs definitiv auch verkörpern und in ihrer Musik durchsickern. Mit der maritimen Atmosphäre der Hafenkneipe als perfektem Hintergrund legen die selbsternannten Chillwaver mit dem ersten Track „Sugar Snap“ ihrer zweiten EP „High Enough“ los. Ein Mix aus ambienten Harmonien, geschichteten Rhythmen sowie pulsierenden Soundlandschaften erwecken den intimen Raum zum Leben und nehmen dich auf eine Reise mit. Ich, in meinem Fall, werde in Gedanken in eine lauschig Hängematte irgendwo an einem schönen Strand gebeamt, wo sich jegliche Alltagslasten in Luft auflösen.
Konzentriert man sich auf die Lyrics, spielen diese eher eine Nebenrolle. Es fasziniert vielmehr der dreistimmige Gesang, der die Lieder als eigene Instrumente makellos ergänzt. „Jaigantic“ beginnt mit ruhigen pointierten Beats und Gesang, das gewisse Ähnlichkeiten zu James Blake und SOHN aufweist. Ein persönlicher Favorit von mir ist der Track „My Place“. Er beginnt mit synthetisierten Vocals, die stark an Imogen Heap’s „Hide And Seek“ erinnern und in tanzbaren Beats enden, die mich aus meiner imaginären Hängematte hüpfen lassen. Das ganze Album hindurch lassen sich Influenzen von Dub, Blues, Funk und House-Elementen erkennen, mit denen gekonnt experimentiert wird und Tora zu ihrem eigenen originellen Sound fusioniert. „Never With Me“ ist ein weiterer verführerischer Track, der mit den honigsüssen Gastvocals von Merryn Jeann, einem Hauch von Drum’n’Bass und zum Schluss noch ein wenig Rap durchzogen ist. Alles in Allem handelt es sich bei „High Enough“ um ein facettenreiches Werk, das wegen ihren komplexen und experimentellen Rhythmen etwas Chaotisches an sich hat, aber irgendwie trotzdem immer Sinn macht. (Meine einzige Erklärung dafür, weshalb sie oftmals auch mit Toro Y Moi verglichen werden.) Sicher ist, dass Tora in Zukunft noch massenweise Leute zum grooven bringen wird, denn es scheint so als hätten sie erst gerade losgelegt.
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Von Alisha.
