STUDIO GDS PRÄSENTIERT VETIVER - COMPLETE STRANGERS

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Lead

Andy Cabic ist nun wohl endlich dort angelangt, wo ähnlich gesinnte Zeitgenossen wie Beck, Bill Callahan oder Sam Beam sich bereits vor ihm mehr oder minder erfolgreich versucht haben: Bei der  seelenerfüllten Popmusik mit Hang zum Pathos ohne dabei aber nur ansatzweise an Kitsch oder Klischees zu erinnern. Die wohl schwierigste Zielvorgabe, die man als sich abrackernder Songwriter jemals vorgelegt bekommen kann. Cabic hat mich aber bereits 2006 auf dem Zweitling („To Find Me Gone“) seines Projekts Vetiver – vor allem mit dem Song „Down At El Rio“ – bis zu einem gewissen Grad von seiner Erzähl- und Songwritingkunst überzeugen können. Damals noch etwas im Schatten des Hypes um Devendra Banhart und die florierende Freak-Folk-Szene San Francisos, verlor sich aber Cabics Talent schon bald im Land der Vergessenheit und ausserhalb meines Radars. Und heute, im Frühsommer 2015, fünf ganze, belanglose Alben später, nach einem Zwischenstopp auf Sub Pop, gelingt Cabin mit „Complete Strangers“ das wahrscheinlich perfekteste Pop-Album des Jahres. Auch wenn die Redaktion bei Pitchfork das etwas anders sieht, hat für mich Andy Cabic nun tatsächlich seine Stimme gefunden und seine Band mit wechselnden Protagonisten nach unnötigen Ausflügen in den Folk-Rock oder Country-Pop doch noch genau zu dem Sound geführt, der ihm schon immer im Hinterkopf herumschwebte. Das sind die ultimativen Auf-Dem-Fahrrad-Mitsumm-Melodien, der Jetzt-Ist-Sommer-Verdammtnochmal-Soundtrack, die Platte für den Dienstagabend, den man auf dem Balkon „total verchillt“ hat. Vetiver ist ja eigentlich irgendein asiatisches Süssgras, das auch als homöopathisches Medikament wirken soll. Ich empfehle es musikalisch in allerhöchster Dosis verabreicht. Für auffallend euphorisierende Nebenwirkungen sorgt von den zehn Songs beispielweise „Current Carry“, erzeugt aber nicht dasselbe debile Grinsen, das man vom Genuss der nichtssagenden Musik Jack Johnsons kriegt. Das was die Kollegen von Pitchfork schnöde als Happy-Go-Surfing-Attitüde des Albums abhaken, klingt für mich einfach nur so, wie ich mir Popmusik für diesen bevorstehenden Sommer wünsche. So unbeschwert wie ein spontaner, nächtlicher Schwumm die Limmat hinab. Und damit ist Mister Cabic ein kleines Meisterwerk gelungen, auf welches seine oben genannten Peers wie Beck & co. ziemlich eifersüchtig blicken werden. So einfach kann das halt gehen.

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Von Honey-K.

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VETIVER - COMPLETE STRANGERS
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